Medien-Apps: Best Practices in der Entwicklung

Bei der Entwicklung von Medien-Apps für Smartphone, Tablets und Smart TV gibt es einige Besonderheiten zu beachten, damit die Medien-App erfolgreich platziert werden kann. 

In diesem Artikel erfahren Sie etwas über die Aspekte, die dabei die größte Bedeutung haben. Natürlich ist er nicht abschließend. Aber er zeigt die wichtigsten Grundlagen auf, basierend auf unserer langjährigen Erfahrung als Agentur.

Kurz vorweg: Wir verstehen unter “Medien-Apps” alle Apps von Streaming-Anbietern wie zum Beispiel Netflix, aber auch die Apps von Zeitungsverlagen mit digitalen Angeboten wie zum Beispiel Die Welt.

 

Erste Challenge: Die Gerätevielfalt

Die Vielfalt der Geräte, auf denen die Apps genutzt werden, stellen Entwickler vor Herausforderungen. Denn die Enderäte decken nicht die gleichen Anwendungsfälle und Nutzerinteressen ab. Steht der Smart-TV stationär zuhause an einem Ort, an dem man sich länger aufhält und wird auch länger genutzt, zum Beispiel, um einen Film zu sehen, oder um nebenbei Videos zu schauen oder Podcasts zu hören, ist das Smartphone vor allem der mobile Begleiter. 

Das Tablet wiederum findet seinen Platz als Hybrid meist im Zuhause als bequemere Alternative für das Smartphone. Da jedes Gerät seine Eigenheiten (und Tücken) besitzt, gilt es darauf bei der Entwicklung von Apps und ganz besonders für die anspruchsvollen Medien-Apps genau zu achten.

 

Herausforderungen für das Bedienkonzept

Schon hier muss bei der Entwicklung auf die Unterschiede geachtet werden, damit die Bedienung der App für die Benutzer einfach und nachvollziehbar ist.

Smartphone und Tablets werden via Touchscreen bedient, der SmartTV über eine D-Pad Fernbedienung. In beiden Fällen müssen aber alle Menüpunkte bequem und mit möglichst wenig Navigations-Schritten erreichbar sein. Und natürlich muss es genauso einfach sein, die Apps auch via integrierten Sprachassistenten Alexa zu steuern. 

Dazu kommt aber noch ein weiterer Aspekt: Während Tablets und Smartphones aus 25 bis 40 cm Entfernung bedient werden und eine Bildschirmdiagonale von etwa 12 cm bis 30 cm aufweisen, beträgt bei einem Smart TV die Entfernung zum Gerät üblicherweise zwischen 3 und 4 Metern bei einer durchschnittlichen Diagonale von 115 cm. Wir nennen dies, die Lean-Back-Erfahrung. Sie zwingt die Entwickler, alle Medieninhalte wie Videos, Bilder und auch Text skalierfähig aufzubereiten. Die Inhalte müssen sich somit der Bildschirmgröße und Pixeldichte dynamisch anpassen und auch auf modernen 4k Fernsehern perfekt aussehen.

 

Herausforderungen bei der Darstellung der Inhalte

Schauen wir uns erst an, was für die Darstellung der Inhalte einer News-App wichtig ist. Sie wird hauptsächlich dazu verwendet, um Artikel zu lesen. Die Leseerfahrung muss angenehm sein. Das heißt, die Systemeinstellung müssen ermöglichen, dass zum Beispiel sehbeeinträchtigte Menschen die Möglichkeit haben, Artikel in besonders großen Schriftgrößen zu lesen. Das wird zur Zeit noch kaum umgesetzt. Die meisten Entwickler geben eine feste Schriftgröße an und ignorieren den Wunsch vieler Anwender nach einer variablen Darstellung. 

Beim SmartTV gilt es wieder besondere technische Eigenheiten zu berücksichtigen. Dazu gehört etwa der sogenannte Overscan: Diese Funktionalität führt bei manchen Fernsehern dazu, dass Bildschirminhalte vergrößert (gezoomt) werden, wodurch äußere Bedienelemente die sich am Rand des Bildschirm befinden abgeschnitten werden – bis zu 6% des Bildes.  Besonderheiten wie diese erklären gut, weshalb eine tiefe UI/UX Expertise mit Fokus auf Smart TV dringend ratsam in die Entwicklungsphase einbezogen werden muss.

 

Leistung und Geschwindigkeit

Während der Smart TV im eigenen Zuhause via WLAN verbunden ist somit eine stabile, hohe Übertragungsgeschwindigkeit zu einem monatlichen Festpreis genießt, müssen wir bei der Entwicklung von Mobile-Apps davon ausgehen, dass die Übertragungsgeschwindigkeit limitiert ist und außerdem nur ein begrenzt verfügbares monatliches Datenvolumen vorliegt. Die übertragene Datenmenge muss sich also in Grenzen halten.

Für diese Herausforderungen haben wir gute Lösungen durch die folgende Maßnahmen:

  • Content-Delivery-Network: Ein CDN stellt Mediendateien und Ressourcen geografisch verteilt zur Verfügung und übernimmt zudem eine Caching-Funktionalität. Die erforderliche Ladezeit wird reduziert.
  • Sparsame Datenkommunikation: Die erforderliche Backendkommunikation wird auf das Minimum reduziert, ferner sind Datenobjekte auf die erforderlichen Inhalte reduziert, sodass keine “nutzlosen” Daten zwischen Endgerät und Backend übertragen werden müssen. Auf aktivierte Datenkompression (gzip) ist zu achten.
  • Intelligentes Caching: Anstelle Daten wiederholt vom Backend zu laden sollten die geladenen Entitäten auf dem Endgerät zwischengespeichert werden und bei Bedarf aus dem Arbeitsspeicher geladen werden.

Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Jemand reist mit der Deutschen Bahn durch Deutschland und vertreibt sich die Reisezeit mit dem Durchstöbern von Artikeln in einer News-App. Gelangt unser Mensch nun in ein Funkloch und möchte aus einem Artikel zurück zur Hauptseite navigieren, sollte es in keinem Fall passieren, dass die App die Daten zur Darstellung der Hauptseite neu vom Backend laden muss. Infolge des Funklochs würde dies einen unnötigen Ladebalken bedeuten, der erst wieder mit dem Ende des Funklochs verschwinden würde. Viel besser wäre: Die App verwendet ein intelligentes Caching und greift einfach auf die schon vorab geladenen Daten zu.

 

Challenge: Streaming

Wenn Video-Streaming Bestandteil der Medien-App ist, sollte darauf geachtet werden, dass die Qualitätsstufe der Video-Wiedergabe dynamisch vergeben wird – und zwar je nach Netzwerkgeschwindigkeit, Bildschirmauflösung  und Leistungsfähigkeit des Endgeräts. Die Qualitätsstufe des Videos sollte dann automatisch wechseln, um immer optimal zu sein. Kurzfristige Schwankungen in der Übertragungsgeschwindigkeit können durch ein lokales Buffering ausgeglichen werden. Dabei werden die nächsten Sekunden des wiedergegebenen Videos schon vorab geladen.

Besonders charmant ist es, wenn Video-Inhalte zum Download angeboten werden. Dann können zum Beispiel auf Reisen die zuvor geladenen Videos in Ruhe angeschaut werden, ohne auf das mobile Internet-Kontingent zurückgreifen zu müssen. Diese Funktionalität ist gerade auch dann sehr gefragt, wenn infolge von Lizenzrechten an den Video-Inhalten die Wiedergabe nur in ausgewählten Ländern erlaubt ist, also bei der sogenannten Geo-Restriktion. 

Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Ein Anwender möchte sich im Auslandsurlaub Videos vom Streaming-Anbieter ansehen. Infolge von Lizenzrestriktionen ist die Wiedergabe aber im Urlaubsland aber gar nicht möglich. Wenn der Anwender die Videos noch im Heimatland auf sein Endgerät herunterlädt, kann er sich offline im Urlaub anschauen. 

 

Chancen der Personalisierung

Intelligente Personalisierung ist einer der Aspekte in der Entwicklung von Streaming- und News-Apps, die bisher nur rudimentär berücksichtigt und implementiert werden. Das betrifft nicht nur die kleineren Medienhäuser, sondern auch die Big Player der Branche.

Wir finden: Personalisierung ist extrem wichtig!

Denn sie erlaubt es, die Distanz zwischen dem Anwender und den für ihn relevanten und Mehrwert stiftenden Inhalten auf der App auf ein Minimum zu reduzieren. Anstelle dass sich der Anwender aktiv darum bemühen muss, die für ihn interessanten Inhalte zu finden, kommen diese in Form von Vorschlägen auf ihn zu und werden immer besser angepasst.

Dabei können drei Wege und Möglichkeiten zur Personalisierung beschritten werden:

  1. Intelligente Benachrichtigungen: Personalisierte Ausspielung von Push-Benachrichtigungen über passende neue Inhalte (News-Artikel, Video-Inhalte, usw.), passend zu den Nutzerinteressen und zeitlich auf die App-Gewohnheit des Anwenders abgestimmt. Die App “weiß”: wann hat der Anwender Zeit, die Push-Benachrichtigung zu öffnen? Wann nicht? Diese Daten werden gesammelt und automatisiert berücksichtigt.
  2. A/B Testing: Nutzer entscheiden beim Browsen in der App anhand der Schlagzeilen/Titel und Vorschaubilder, ob es sich lohnt, den vorgeschlagenen Inhalt zu konsumieren oder nicht. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Streaming-App mit Video-Inhalten handelt oder etwa eine News-App. Der Ablauf kann so beschrieben werden: Für gewöhnlich definiert der Redakteur Bild und Textmaterial eines jeden Artikels und hofft, dass gerade jene Kombination die höchsten Klicks erzählt bzw. das meiste Interesse weckt. Anstelle nun lediglich ein Paar bestehend aus Schlagzeile/Title und Bild zu hinterlegen, kann er mehrere Variationen hinterlegen. Denn vorab lässt auch für erfahrene Redakteure nicht immer einschätzen, welche Bilder oder Schlagzeilen am besten ankommen. Also werden mehrere Varianten entwickelt, die App unterteilt die Anwender dynamisch in mehrere Gruppen, und anschließend misst sie automatisch, welche Variante mehr Interesse weckt und mehr Klicks erzielt. Genau diese Variante wird nun überall ausgespielt. Weitergedacht kann man auch mehr als 2 Varianten gegeneinander antreten, zum Beispiel auch solche, die von einer KI vorgeschlagen wurden. Die KI wiederum lernt anhand der bisherigen Experimente, welche Phrasen, Schlagwörter und auch Satzlängen tendenziell am besten funktionieren und verkürzt damit die Versuchsdauer. So werden Klicks maximiert, die App schnell erfolgreicher.
  3. Personalisierte Kommunikation und Benutzerführung: Je mehr Daten über die Nutzer einer App gesammelt wurden, umso zielgerichteter können Inhalte in der App präsentiert werden. Hat der Nutzer Interesse an Politik oder vielleicht primär an Sportereignissen? Interessiert er sich eher für Text-Beiträge oder kurze Video-Clips? Dient dem Nutzer die App allen voran zur Überbrückung der Fahrtzeit zur Arbeitsstätte oder primär abends nach der Arbeit zur Erholung? Fragen wie diese geben Auskunft darüber, wie sich die Nutzerzeit maximieren lässt. Es gilt sich die richtigen Fragen über die Anwender zu stellen, die notwendigen Daten zu erheben (Tracking), automatisch die richtigen Rückschlüsse zu ziehen (via Machine Learning / KI) und das App-Angebot dann zu individualisieren (dynamische Seitenstruktur).

Der Punkt Personalisierung ist ein breitgefächertes Themengebiet mit unterschätztem Potenzial. Sprechen Sie unsere Agentur an, wenn Sie Interesse an einem umsetzbaren, maßgeschneiderten Konzept haben.

 

Die Herausforderung der Suche 

Für Medien-Apps, die ein großes Angebot an Inhalten bieten, ist es unerlässlich, die Funktionen der Suche und des Filters zu berücksichtigen. 

Mit Suchfunktionen suchen Nutzer nach Lieblingsinhalten wie Sendungen und Filmen, Artikeln und News. Anhand verschiedener Kriterien wie Genre, Sprache, Zeitpunkt usw. filtern sie.

Die Suche sollte personalisiert werden und dabei nicht nur eine einfache Volltextsuche anbieten, sondern gerade auch fortschrittliche Mechaniken wie die der Natural Language Processing (NLP) ausnutzen, um beispielsweise Synonyme, gleichzusetzende Phrasen bzw. verwandte Inhalte auszuspielen. So finden die Nutzer leichter genau das, was sie interessiert und machen positive Erfahrungen.

Eine Suche nach dem Begriff „Whisky“, sollte zum Beispiel auch Inhalte zur alternativen Schreibweise „Whiskey“ darstellen. Eine Suchanfrage wie „Asiatische Reisedokumentation“ sollte nicht nur den „Oberbegriff“, sondern auch konkrete Ausprägungen der Suchanfragen beinhalten – darunter zum Beispiel auch eine Dokumentation über Thailand oder die Mongolei.

 

Challenge: Kommentare und Interaktionen

Nutzer sollen nicht nur passiv konsumieren, sondern auch am Geschehen teilnehmen. Die einfachste Möglichkeit zur Umsetzung dieses Wunsches besteht in einer Kommentar- und Bewertungsfunktion.

Kommentare erlauben es den Anwendern, sich an Diskussion zu beteiligen. Moderationswerkzeuge sind aber zwingend erforderlich, um eine respektvolle und sichere Online-Community zu schaffen und zu erhalten. Eine Bewertungsfunktion (z.B. Daumen-hoch, Daumen-runter von Video-Inhalten und Artikeln) hilft dabei, mehr über die Interessen der Nutzers zu erfahren und fungiert zudem als explizite Feedbackschleife, um das eigene Medienangebot zu verbessern.

Interaktionen wie etwa Umfragen oder Votings (z.B. „Was halten Sie von der aktuellen politischen Lage?“) sind eine weitere gute Möglichkeit, um Anwender in das Geschehen zu integrieren. Belohnt man Anwender, wenn sich diese an Interaktionen beteiligen und beispielsweise von anderen Anwendern als positiv oder hilfreich bewertete Kommentare gekennzeichnet werden, so kann man das an ein Verstärkungssystem koppeln: Der Anwender erhält Punkte für „gute Aktionen“, gleichzeitig sammelt die App Daten, die zur verbesserten Personalisierung beitragen. 

Mit gesammelten Punkten kann sich der Anwender dann zum Beispiel eine temporäre Werbefreiheit temporär einkaufen, oder er erhält einen besonderen Status wie zum Beispiel den Status als “Power-Nutzer”.

 

Chance: Cross-Geräte Unterstützung

Eine Screencasting Funktion ist eine wichtige Funktionalität für Medien-Apps mit langläufigen Video-Inhalten. Diese Funktion erlaubt es dem Anwender, ein Video von der Mobile App auf andere Bildschirme – wie etwa den eigenen Smart TV – zu übertragen. Zwei wesentliche Möglichkeiten zur Umsetzung bieten sich an und sollten bei der Entwicklung berücksichtigt werden:

  1. Google Cast SDK:

Das Google Cast SDK erlaubt es, Inhalte auf einem Cast SDK-fähigen Empfänger zu streamen. Dazu gehört allen voran der Google Chromecast bzw. jeder moderne Android Smart TV. Dem Nutzer wird hierbei ermöglicht, Video-Inhalte vom Smartphone auf ein kompatibles Big-Screen-Endgerät zu übertragen. 

2. AirPlay:

Mit AirPlay handelt es sich um das Apple Pendant zum Google Cast SDK. Auch hier werden Inhalte von Video, Audio und Gerätebildschirmen auf den Apple TV übertragen.

 

Und dann wären da noch die plattformspezifische Besonderheiten…

Jede Plattform, egal ob AndroidTV, FireTV, AppleTV, iOS oder Android bietet eigene technische Möglichkeiten, um Mehrwert zu stiften, die auf den anderen Plattformen nicht gegeben sind.

So ermöglicht Google via „Media Action Feed“ beispielsweise, die Metadaten (Titel, Produktionsjahr, Beschreibung, Genre etc.) zu längeren Video-Inhalten mittels Schnittstelle an Google zu übermitteln. Diese Inhalte werden von Google aufbereitet und sind dann über die plattformübergreifende Suchfunktion auf allen Android TV Geräten abrufbar – sogar, wenn die eigene Android SmartTV App auf dem Endgerät des Nutzers (noch) nicht installiert ist. 

Bietet also ein Streaming-Anbieter eine TV-Serie an und stellt die zugehörigen Metadaten (nicht das Video selbst!) Google zur Verfügung, kann ein Anwender beispielsweise auf seinem Sony Android TV nach jener Serie suchen. Google zeigt dann an, dass die Serie über die App des Streaming-Anbieters abrufbar ist. Vielen ist diese Option noch unbekannt, obwohl sie eine kostenfreie Vergrößerung an Reichweite ermöglicht und ist eine ideale Möglichkeit ist, neue Kunden zu gewinnen.

Es gibt noch viel mehr allgemeine und App-spezifische Besonderheiten und Strategien, die eigene Reichweite der Medien-App zu vergrößern. Fragen Sie unsere Agentur unverbindlich an. Wir erstellen Ihnen gerne ein schlagkräftiges Konzept.