Kommen Unternehmen noch an KI vorbei und wo siehst du das größte Potential für KI in den nächsten 2 Jahren?
für Unternehmen und eigentlich jeden stellt sich schon jetzt nicht mehr die Frage, ob man AI einsetzt oder nicht – sondern wann und wozu.
Das Potential ist enorm: in der Steigerung der Produktivität. Stupide Arbeiten werden von der AI vorbereitet, Menschen machen dann noch den Fact Check und Feinschliff manuell, geben frei oder nicht.
Für Unternehmen und Mitarbeiter bedeutet das ganz klar: wer keine AI nicht einsetzt, wird durch die Menschen ersetzt, die AI einsetzen.
Das gilt auch für die Software-Entwicklung: ich würde keinen Entwickler mehr engagieren, der nicht 20-30% mehr (bei gleichem Preis) oder schneller (und damit 20-30% günstiger) abliefert als noch vor 1-2 Jahren.
Du sprichst von “intelligenter Digitalisierung”. Was meinst du damit?
Unternehmen brauchen Digitalisierung, das ist allen klar. Aber nicht alles, was technisch machbar ist, ist auch für jedes Unternehmen sinnvoll und zielführend.
Intelligent digitalisieren bedeutet nämlich, genau die Digitalisierungsmaßnahmen herauszuarbeiten, die dem konkreten Unternehmen genau jetzt weiterhelfen, und alles wegzulassen, was keinen Sinn macht oder nichts bringt.
Im Moment machen alle was mit KI. Das ist grundsätzlich gut, die Frage ist nur: Wo und wofür? Die meisten Unternehmen und auch Agenturen wissen überhaupt nicht, in welcher Tiefe man KI einsetzen kann und verkaufen immer den gleichen Standard.
Intelligent digitalisieren heißt also: Wir schauen uns das Unternehmen, seine Ziele und Prozesse an, den Marktsituation und die technischen Möglichkeiten. Dann entscheiden wir, was am meisten bringt und setzen das Budget optimal ein.
Gibt es ein Projekt, das du unbedingt einmal umsetzen möchtest?
Das ist aktuell ein eher non-tech Thema und ggf. etwas zum puren Eigennutz:
ich würde gern eine „Platform“ schaffen, die mir erlaubt, mich mit Experten aus allen möglichen Wissensbereichen unterhalten zu können. Ich bin ja mega neugierig und interessiere mich für allerhand Themen und Leute: Von Archeologen, die im Amazonas gerade mit Lidar herausfinden, dass der Wald voller Fundamente uralter Gebäude ist, bis hin zu Physikern, die in der Quantenphysik arbeiten, selbst Politiker wären interessant. Zum selben Thema will ich den Input von ganz unterschiedlichen Seiten.
Davon könnte ich – glaube ich- momentan am meisten lernen, meinen Horizont erweitern. Ich mein damit nicht Interviews, sondern echte tiefgründige Gespräche, d.h. wahrscheinlich jeweils so 2-3h.
Das Internet reicht einfach nicht, weil man damit keinen echten Dialog hat, aus dem sich etwas entwickeln kann.
Du hast lange als Freelancer für namhafte Unternehmen gearbeitet. Warum hast du trotzdem noch eine eigene Agentur gegründet?
Ich habe oft erlebt, wie man es nicht machen soll. Manche Managements schmeißen einen Haufen Geld auf ein Projekt und sind überzeugt: Je mehr Leute man in ein Projekt steckt, umso schneller geht es dann. Oft passiert genau das Gegenteil. Es läuft trotzdem nicht, und dann holt man noch Agile Coaches und Product Owner und Manager, die das Team auf Linie bringen sollen.
In Wirklichkeit performt ein Team aus Entwicklern aber genau dann, wenn sich die Leute perfekt aufeinander abstimmen, und wenn es Profis sind. Das bestehende Team sollte die Neuzugänge aussuchen, nicht HR oder Management, und es sollte auch entscheideen, wie groß das Team am Ende sein soll: nur so groß wie unbedingt notwendig. Ich hatte mal den Fall, dass ein Kunde eine andere Firma aufgekauft hatte, und dann “plötzlich” pro Plattform (iOS, Android, Web, Backend) 10-15 zusätzliche Leute hinzugekommen sind. Es hat nichts mehr funktioniert.
In unserer eigenen Agentur sind wir extrem anspruchsvoll, was die Qualität der Entwickler angeht. Und sehr sparsam bei der Quantität. Wir reduzieren Komplexität maximal, das tut den Projekten gut, und wir können schneller arbeiten.