Das ist Max wichtig

Ein Interview
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Max, du sagst, du willst intelligente Digitalisierung. Was meinst du damit?

Digitalisierung ist notwendig, damit Unternehmen zukunftsfähig sind. Gleichzeitig ist sie ein andauernder Prozess, weil sich die Technologien ständig weiterentwickeln und dadurch neue Opportunities und Challenges entstehen. Aber: Nicht alles, was technisch machbar ist, ist auch für jedes Unternehmen zielführend.

Intelligent digitalisieren heißt für mich, die Digitalisierungsmaßnahmen zu finden, die einem ganz konkreten Unternehmen weiterhelfen, und die wegzulassen, die einfach keinen Sinn machen. Zum Beispiel: Mobile Apps sind gefragt wie nie, praktisch jedes Unternehmen versucht irgendwelche Use-Cases für eine App zu finden, einfach weil man eine “haben muss”. Aber es ist aus meiner Sicht vollkommen unsinnig, eine App zum Übermitteln eines Zählerstandes zu bauen, denn ein Kunde übermittelt diesen, wenn überhaupt, nur 1 Mal im Jahr. Wenn ich an dieser Stelle digitalisieren will, ist es viel zielführender, komplett zu automatisieren und damit die Notwendigkeit zur expliziten Übermittlung durch den Kunden komplett abzuschaffen.

Intelligente Digitalisierung heißt: Es gibt für alle Beteiligten einen Win.

Digitalisierung klingt  erst einmal nach Mehrarbeit. Ist das so?

Das kommt drauf an wie man vorgeht. Wenn man monatelang ein neues System vorbereitet und dann die ganze Firma damit erschlägt, stimmt das. Dann ist der Pain mit dem Umstieg zu groß, die Mitarbeiter überfordert. Macht man das schlau, gibt es keine allzu großen „Brüche“. Stell dir vor, daß das neue digitale System akute Bottlenecks als erstes entfernt. Zeit- und Ressourcenfresser sind plötzlich weg, die für viel Streß im Unternehmen gesorgt haben. Jetzt zieht man die anderen Themen Schritt für Schritt nach. So geht es.

Und dann ist es geschafft?

Digitalisierung muss ein kontinuierlicher laufen. Der technologische Fortschritt ermöglicht immer neue Möglichkeiten, um Unternehmen weiter zu optimieren. Das passiert  exponentiell;  für uns Menschen nur schwer zu greifen. Verschläft man es, wird man schnell abgehängt. Bleibt man beständig dran, gewinnt man einen gewaltigen Vorsprung.

Du hast erfolgreich für namhafte Unternehmen gearbeitet, und bist in der Medienbranche als Entwickler gefragt. Wie kommt es, dass du trotzdem dein eigenes Unternehmen gründest?

In den Unternehmen habe ich oft erlebt, wie man es nicht machen sollte. Managements denken oft, man schmeißt einen Haufen Geld auf ein Projekt, und je mehr Leute man hinein steckt, um so schneller gehts dann. Genau das Gegenteil ist der Fall. Viel hilft nicht viel, oft schadet es sogar. Wenn man erkennt, daß es ja doch nicht so toll läuft, holt man noch Agile Coaches und Product Owner und Manager, die das Team auf Linie bringen sollen. Das klappt so nicht. Ein  Entwicklerteam performt  am besten, wenn die Leute gut miteinander auskommen und jeder sein Handwerk versteht. Ich habe mal erlebt, daß ein Kunde eine andere Firma aufgekauft hat, und dann plötzlich pro Plattform (iOS, Android, Web, Backend) 10-15 zusätzliche Leute ins Team sind. Es hat nichts mehr funktioniert. Dann machen die richtig guten Leute das nicht mehr mit und gehen. Übrig bleiben die Underperformer.

Also habe ich mich entschieden, es besser zu machen: Mit Entwicklern, die absolute Experten auf ihrem Gebiet sind, und gleichzeitig ein Unternehmer-Mindset mitbringen. Wir bauen Teams für unsere Kunden auf, die keinerlei Overhead brauchen. Wir arbeiten einfacher, schneller und für den Kunden sogar günstiger – obwohl die einzelnen Leute teurer weil besser sind.

Was ist dein digitaler Wunsch für den Standort Deutschland?

Die Bürokratie in DE ist unnötig komplex und viel zu teuer; “historisch gewachsen”. Das frisst Zeit, Geld und Nerven. Ein Beispiel: Um ein Unternehmen zu gründen oder zu schließen, muss ich zum Notar, dann wochenlang auf das Amtsgericht warten, und auch noch in der Gemeinde an/abmelden. In UK sind diese Vorgänge komplett digital und remote möglich und innerhalb von wenigen Minuten erledigt. Bis zur Bestätigung braucht es ein paar Stunden.

In Estland melde ich die Geburt eines Kindes. Geburtsurkunde, Steuernummer, Kinder- oder Familiengeld – alles passiert dann automatisch. Hier muss ich auf mehrere Ämter rennen, obwohl alles im System ist.

Und überhaupt das Thema Steuer. Die Steuergesetze gehören vereinfacht und fairer gestaltet, damit ich eine Steuererklärung innerhalb von 10 Minuten selber erledigen kann. Digital ist das längst machbar. Es braucht eine Schnittstelle, über die das manuell oder automatisiert erledigt werden kann. Elster ist eine Zumutung. Es wäre leicht, mit einer intelligenten digitalen Lösung allen Beteiligten Kosten, Zeit und Nerven zu ersparen.

Das heißt: Vieles ist zwar digitalisiert, aber schlecht, und dann auch noch teurer als das Analoge. Mich als Entwickler nervt das extrem. Bei der Bevölkerung und den Unternehmen kommt nichts an. Technisch wäre es aber ohne Probleme machbar, wenn man es richtig macht: günstiger, schneller, unkomplizierter für alle. Dass wir das hinkriegen, das ist mein Wunsch.